Jul 302012
 

Zumindest gefühlt. Bisher hatte ich die Regengüsse nur aus trockener Perspektive mitbekommen, jetzt hat es mich selbst voll erwischt. Da unsere Kantine überwiegend asiatisches Essen mir nicht immer nachvollziehbarer Zubereitungsart hat, organisiere ich mein Mittagessen meist in einem der umliegenden Foodcourts oder Hawker Center.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, mit den Kollegen noch Witze über die niedrigen Temperaturen (32°C) gemacht aus dem Büro, ins Shopping Center, ein Banh Mi Chicken Sandwich beim Sandwichladen meines Vertrauens geholt.

Banh Mi Chicken Sandwich (Bild nicht von mir)

Die Damen dort kennen mich (anscheinend?) schon –  ”Tschikkin oa Tjunah Sammich?”  - “Chicken, please” – “Spicy, eh?” – “Yes please.” – dann folgte die schwer wiederzugebende Getränkebestellung (extrastarker Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch). Für umgerechnet knapp 3,00 Euro ein volles Mittagessen in weniger als 5 Minuten bestellt, zubereitet und kunstvoll eingepackt.  Ich war also wahrscheinlich sage und schreibe 7 Minuten im Gebäude und wollte wieder zurück ins Büro.

Denkste. Wasser steht schlagartig zwei bis fünf Zentimeter hoch auf der Straße und die Luftfeuchtigkeit überschreitet die einhundert Prozent um ein vielfaches. Kein Taxi in Reichweite. Nach fünf Minuten war der ganze Spuk dann allerdings auch schon weitenteils vorbei und mit Regenschirm bewaffnet und in bester Hüpfekästchenmanier gings zurück ins Büro. Stolz wie Oskar allen Pfützen ausgewichen, nur ein paar Tropfen auf die helle Hose bekommen, trockene Füße in den offenen Schuhen, der Aufzug am Gebäude schon in Sichtweite – zack, springt mich die allerletzte Pfütze an, rächt alle ihre vernachlässigten Verwandten und beschert mir einen ganzen Tag in nassen Schuhen und mit feuchtem Hosenbein. Das Sandwich war trotzdem lecker.

 July 30, 2012  Posted by on July 30, 2012 ... ate, ... lived, ... worked No Responses »
Jul 282012
 

Wenn man mitten in einer Großstadt lebt, die im wahrsten Sinne des Wortes niemals schläft, kommt man auf den Gedanken, mal ins Grüne zu wandern.

Kanuanlegestelle

Ob dieser Gedanke so clever war, sollte sich dann zeigen, aber letzten Samstag morgen habe ich also einen Liter Wasser eingepackt, mich mit Sonnencreme eingeschmiert (man lernt ja dazu) und ein paar anständige Schuhe angezogen und bin los Richtung McRitchie Reservoir.

Das Reservoir ist auch tatsächlich eines der Süßwasser-Becken Singapurs – da man hier aber nicht einfach nur ein Wasserbecken hat, hat man einen See samt Naturpark draus gemacht. Bei der Besiedlung Singapurs durch die Briten und Chinesen wurde der hiesige Regenwald zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf 10% der ursprünglichen Fläche dezimiert, was sich bemerkbar gemacht hat – Klima sowie Flora und Fauna haben darunter gelitten. Auch verfügt Singapur nicht über die Wasserquellen, die man für mittlerweile über 5 Millionen Einwohner, die täglich mehrmals duschen (sollten), benötigt. So hat man nach langem finanziellen und politischen Hin und Her (Details bei Wikipedia) das Reservoir Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt.

Mitten drin statt nur dabei

Der (kostenfreie) Zugang zum Reservoir geht an einem Pavillon mit einem Cafe und Duschen vorbei und dann steht man auch schon direkt am Wasser. Dort wird gerudert und geangelt, durch alle Altersklassen hindurch. Schwimmen ist allerdings streng verboten!

Dann geht es einige Meter am Wasser entlang und – zack – stehste mitten im Dschungel. Abgesehen von einigen Joggern und Schulklassen, die einen Wettbewerb hatten, wunderschön ruhig und fast schon natürlich.

Irritierend sind allerdings die vielen Schuhsohlen, die auf den Wegen liegen. Man hat mir dann erklärt, dass bei den hiesigen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit der Kleber ganz schnell aufgibt und es häufig vorkommt, dass man beim Joggen seine Sohle verliert. Also ein weiterer Grund, gar nicht erst mit der Lauferei anzufangen!

Nach wenigen Metern schon trifft man dann die ersten Affen – damit meine ich nicht die oben erwähnten Läufer, sondern wild lebende Affen. Langschwanzmakaken, um genau zu sein. Diese possierlichen Tierchen lauern am Wegesrand und stürzen sich auf wehrlose Touristen, die den Fehler begehen, Essen aus der Tasche zu holen. Oder überhaupt etwas aus der Tasche zu holen, sei es ein Fotoapparat. Und wenn so ein Affe neugierig auf einen zugerannt kommt, wird einem schon anders. (Als er/sie dann feststellte, dass ich tatsächlich nur einen Fotoapparat aus der Tasche geholt habe, erfolgte beleidigt der Rückzug). Es gibt anscheinend einiges mehr an Affen, aber die Makaken sind die frechsten.

Affenbande(n) - Vorsicht, bissig!

Auch Insekten hats im Angebot, Tausendfüßler und Ameisen in knapp zehnfacher Größe als in Europa. Danke, nein.

Nach gut anderthalb Stunden durch den tropischen Dschungel ist man naßgeschwitzt und freut sich über den Trinkbrunnen, der vor dem Treetopwalk auf einen wartet. Dann geht es über eine schwingende Brücke durch den Dschungel … nix für Höhenschisser. Nix für mich. Aber umdrehen ging nun auch nicht mehr. Also A*** zusammengekniffen und drauf – hat sich gelohnt. Danach geht es auf befestigten Wegen weiter, vorbei am Golfplatz und am Wasser entlang. Das Gerücht, dass es hier Warane gibt, kann ich bestätigen, ein solches Vieh stand auf einmal vor uns auf dem Steg am Wasser. Knappe 1.5 Meter lang – und erschrockener von uns als wir von ihm. Da Warane nicht gerade die freundlichsten Zeitgenossen sind, waren wir recht froh, dass er/sie sich umdrehte und im Wald verschwand.

;

Nach dreieinhalb Stunden war ich dann auch froh, wieder in der Zivilisation (Toiletten! Ventilatoren! Stühle!) anzukommen. Fazit der ganzen Tour: fiese Mückenstiche, die angeschwollen sind; fiese Blasen an den Füßen; total verschwitzt und durstig – aber es war es definitiv wert!

;

 July 28, 2012  Posted by on July 28, 2012 ... lived, ... saw No Responses »
Jul 232012
 

Grünes Brot! Nicht, was ihr denkt. Ich rede nicht von Schimmel, sondern von Pandan-Bread. Mir waren vor einigen Tagen schon einmal grün eingefärbte Waffeln begegnet, da dachte ich noch “Ok, Lebensmittelfarbe… Asien eben. Hauptsache bunt!”
20120723-195720.jpg

Bis ich dann vor zwei Tagen in meinem örtlichen Supermarkt Pandan-Bread gesehen habe, das hier wie Toastbrot verkauft wird. Es enthält – zumindest in der Theorie – getrocknete Pandan-Blätter. Der Geschmack ist etwas nach Nüssen, Kokos und ein bisschen scharf. Wobei sich der tatsächliche Anteil an Pandan hier hinter der Angabe “permitted flavourings” versteckt und viel Interpretationsspielraum offen bleiben dürfte. Ich nehme das Risiko vorerst in Kauf. Außerdem ist es allein die Farbe schon Wert!

 July 23, 2012  Posted by on July 23, 2012 ... ate, ... lived No Responses »
Jul 192012
 

image

Mmmmh … Koalabärenmilch.

Manchmal treibt die Werbung hier merkwürdige Blüten. Niedlich muss es sein. Oder es muss den Kunden ganz besonders erfolgreich / schlank / klug machen. Und hinter jedem Unternehmen steht der Chef mit seinem Namen – nicht wie bei uns nur bei einem einzelnen Babynahrungshersteller. Wenn dann zu allem Glück der Präsident auch noch in deinem Restaurant gegessen hat, dann hat man werbetechnisch ausgesorgt.

 July 19, 2012  Posted by on July 19, 2012 ... ate, ... saw No Responses »
Jul 162012
 

Mersing Fährhafen - Zwischenstopp

Dieses Wochenende war ich “endlich” Tauchen. Freitag nachts um 2 gings los mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs – Moment, wie viele Leute passen in einen PKW? In Asien sechs… Mit dem Auto über die Grenze nach Malaysia und dann knapp drei Stunden holperige Autobahn. Die schon bekannten Kühlschranktemperaturen wurden  dann noch mit Popmusik auf voller Lautstärke garniert, damit der Fahrer nicht einschläft. Ist er aber doch fast, so dass wir nach der Hälfte der Strecke einen Fahrerwechsel hatten und der Fahrer der vierte Mann auf der Rückbank wurde. Außer, dass er beim Schlafen einen leichten Linksdrall hatte und ständig in meine Richtung gekippt ist, hat er sich anscheinend gut erholt. In Mersing gab es dann auch für uns ein gemütliches Backpackerschläfchen im Fährhafen.

Mit einer guten Stunde Verspätung ging es dann mit der Fähre nach Pulau Tioman – mittlerweile war es halb acht morgens. Dazu gab es einen malayischen Film (allerdings ohne Ton), der Bollywood in den Schatten gestellt hätte. Der Finsterlingt trug Ed Hardy Hosen und der Gute hat Tanzeinlagen dargeboten… Allerdings hat schon der Blick auf Tioman entschädigt.

 

Auf dem Weg zur Tauchbasis (morgens um neun, gefühlte 30°C und Sonne von senkrecht oben) zeigt Asien dann mal, was es so an Tieren in petto hat – Flughunde. Mehrere Bäume voll laut kreischender Flughunde.

 

An der Tauchbasis angekommen gab es dann gleich den nächsten “ooooooooch” Moment – Katzenbabys in Hülle und Fülle. Leicht mutiert, daher mit kürzerem Schwanz – aber was will man auf einer Insel auch anderes erwarten, da ist der Genpool eben eher klein.

 

Dann ging es auch direkt los mit der Taucherei. Die Locals geben offen zu, dass sie Warmwassertaucher sind und können sich Tauchgänge bei unter 26°C Wassertemperatur gar nicht vorstellen. Leider habe ich noch keine Bilder von unterhalb des Wasserspiegels, aber es tummelt sich einiges dort. Schildkröten, (harmlose) Kugelfische, Seeschnecken, Muränen, BarrakudasBüffelkopfpapageienfische und sogar den Schatten eines kleinen Hais wurden geboten. Vom gemütlichen Schaufenstertauchen über Strömungstauchgänge und “Swim-Throughs” (Steinbögen und Verwerfungen, durch die man durchtauchen kann) war alles dabei. Außer Tauchen – Entspannen, Essen, am Strand lang schlendern und das obligatorische Dekobier trinken. Als besonderes Abenteuerprogramm mussten wir am Samstag unseren letzten Tauchgang abbrechen, da ein kleiner Tropensturm aufzog – binnen 15 Minuten ging die Welt unter. Unserem Bootsführer sei Dank saßen wir da allerdings schon im Kaffee und haben uns mit “Kopi susu” – Kaffee mit Kondensmilch – wieder aufgewärmt.

 

Auf der Rückreise habe ich habe die hiesigen Zeitbegriffe kennen gelernt. “four plus” bedeutet “so ungefähr um vier, vielleicht ne Stunde später”, “four plus plus” bedeutet “irgendwann nach vier, aber keine Ahnung, wann”. Die Rückreise war “plus plus”, inklusive Stau an der Grenze. Dementsprechend war ich gestern um 2 dann wieder daheim und kämpfe heute ein klitzekleines bisschen mit der Müdigkeit. Aber – wert war es die Reise allemal, nicht nur wegen des Tauchens, auch wegen der Menschen, die ich kennen lernen durfte.

Gruppenbild mit Katze(n) - versteckt im Hintergrund

 July 16, 2012  Posted by on July 16, 2012 ... lived, ... saw No Responses »
Jul 092012
 

Nachdem es schon zu ersten Beschwerden kam (ja, Du, junger Mann. Genau dich meine ich!), dass ich nicht genug berichte, hier ein fixes Update.

Die Arbeitswelt ist hier eine andere. Einerseits wird darauf geachtet, dass man seine volle Stunde Mittagspause macht und sich auch weitgehend an die Bürozeiten (9 – 18 Uhr, 5 Tage die Woche) hält. Andererseits hat man ja seinen Firmenlaptop – und der funktioniert bekanntermaßen auch von daheim. 7 Tage die Woche, 24 Stunden.

Allzu viel will ich hier nicht breittreten, das ist ja immerhin das Internet. Es sei aber gesagt, dass die Arbeit definitiv Spaß macht, viel Neues bringt, aber kein Zuckerschlecken ist. Wäre ja auch nichts für mich.

Trotz der Arbeit habe ich es am Samstag geschafft, mal einen Blick aufs Meer zu werfen, meine Füße im Sand zu vergraben und die Seele baumeln zu lassen. Soweit das geht, wenn 70 Meter weiter die (vermeintlich) Reichen und Schönen Champagner trinken und Housemusik hören, bis das Trommelfell jammernd den Dienst einstellt.

Auf Sentosa, einer – Überraschung! – künstlich aufgeschütteten Insel vor Singapur befindet sich neben diversen Vergnügungsparks, einem Universal Studio, einer Indoor-Fluganlage und einem Vogelgehege der TBC.  ”Tanjong Beach Club” für die Nicht-Singapurer, der nicht so versessen auf Abkürzungen sind. Abgekürzt wird hier übrigens alles, vom Highway bis zur gesprochenen Frage. In besagtem Beach Club treffen sich besagte Reiche  und Schöne, trinken besagten Champagner und stehen dabei bis zum Bauchnabel in einem Pool. Der Ausdruck “pißwarm” dürfte in mehr als einer Hinsicht zutreffend sein. Die Bilder auf der Website des Clubs entsprechen übrigens der Realität, allerdings muss man in etwa 600 Menschen in mehr oder weniger stilvoller Badebekleidung (Speedos? Ich dachte, dieser Trend wäre vorbei) dazurechnen und ein Soundsystem, dass die Vögel zur Rückevolution ins Meer treibt.

Trotzdem lässt es sich auf Sentosa gut entspannen, wie eigentlich an jedem Strand, der mit Sonne gesegnet ist. Praktischer Weise  fährt auf der Insel eine kleine Tram, die einen vom Strand dann direkt zur Magnetbahn bringt. Diese wiederum führt direkt in eines der größeren Shoppingcenter der Stadt, so dass man mit sonnenerwärmten Hirn dann noch shoppen gehen kann, so man das denn möchte. Oder aber man nutzt den Foodcourt des Centers für ein Abendessen, wobei man zwischen japanisch, malaysisch, indisch, vietnamesisch, chinesisch in mehreren Ausprägungen, singapurisch, “western” und diversen anderen regionalen Küchen wählen kann. Sobald ich eine anständige Bildersammlung diverser Foodcourts gesammelt habe, kommt auch dazu ein Bericht.

Sonnenuntergang mit Hafenromantik

Sonnenuntergang mit Hafenromantik

Blick in den Sonnenuntergang. Die Ladekräne verleihen dem ganzen einen Hauch von ostdeutscher Industrieromantik…

 July 9, 2012  Posted by on July 9, 2012 ... lived No Responses »
Jul 052012
 

Naja, nicht ganz. Die erste Arbeitswoche hat mich voll im Griff – dass die Singapurer als die “Deutschen Asiens” gelten, hat seine Gründe. Lange, vollgepackte Arbeitstage in einer anderen Sprache, mit neuer Soft- und Hardware (wie gemein sind denn bitte englische Tastaturen!) sorgen dafür, dass ich tagsüber nicht zu viel komme. Hinzu kommt, dass hier die Tage kürzer sind. Das Tageslicht, um genau zu sein, natürlich haben wir auch 24 Stunden. Sonnenaufgang ist momentan gegen 7, Sonnenuntergang gegen 19 Uhr – und dazwischen Bürozeit. Was bleibt mir also anderes übrig, als im Dunklen das Haus zu verlassen und die Kamera mitzunehmen, um all die bunten Lichter einzufangen?!

Erster Anlaufpunkt war die New Asia Bar unterhalb des einmal monatlich geöffneten Helipads (ja, der Hubschrauberlandeplatz) auf dem 72. Stock des Swissôtels. Grandiose Aussicht, auch wenn man bei der Musik leider etwas Abstriche machen musste, da es doch recht nach Ibiza klang.

Letztes Wochenende haben die “Gardens by the Bay” neu eröffnet, ein auf Hochglanz und Hightech getrimmter botanischer Garten auf einer der neu aufgeschütteten Inseln. Verständlicherweise völlig überlaufen bin ich nur einmal kurz durch, konnte aber doch ein paar spannende Eindrücke der “Supertrees” mitnehmen. Diese regenschirmähnlichen Kunst-Bäume sind ein Teil des Bewässerungssystems der Parks und sammeln mit ihren Kronen Feuchtigkeit aus der Luft und geben diese an die Gewächshäuser ab. Hiervon wird es sicher noch einen ausführlichen Bericht geben, wenn ich das ganze einmal mit Tageslicht gesehen habe.

Direkt an den “CBD”, den Central Business District, schliesst sich die Marina Bay an, deren süd-östliches Ende eine künstlich aufgeschüttete Insel bildet. Auf dieser Insel steht das “Marina Bay Sands”, ein Hotel aus drei Säulen, auf dem oben ein Schiff liegt. Zumindest soll es das darstellen. Unterhalb des Hotels erstreckt sich im übrigen über die komplette Breite eine Mall 4 Etagen in die Tiefe. Am östlichen Rand der Bay steht der “Singapore Flyer”, ein Riesenrad, unter dem die F1-Strecke entlangführt. Dort kann man wunderbar radeln – außerhalb der F1-Saison, versteht sich. Daneben ist die Bühne für die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am 9. August. Davon werde ich euch sicher berichten.

 

So weit, so müde bringe ich mal den Rest der Woche hinter mich und bin gespannt, was ich am Wochenende entdecke.

 July 5, 2012  Posted by on July 5, 2012 ... saw No Responses »
Jul 012012
 

In der letzten Woche habe ich primär eine Sache gemacht – ich habe den öffentlichen Nahverkehr genutzt. Wegen der Temperaturen ist Laufen hier nur auf kurzen bis kürzesten Strecken eine Option. Busse und Bahnen sind allerdings nicht mit Deutschland und schon gar nicht mit Berlin vergleichbar.

Erstens - sie sind pünktlich. Zwar stellt die SMRT (Singapur Mass Rapid Transit, etwa vergleichbar mit einem Verkehrsverbund) zwischen 23 und 24 Uhr den Betrieb ein, aber tagsüber wartet man maximal 8 Minuten auf eine Bahn.

Zweitens - sie sind sauber. In einem Ausmaß, das ich noch nicht gesehen habe. Sowohl in den Stationen als auch in Zügen und Bussen liegt nichts rum. Essen und Trinken ist verboten, Kaugummis sowieso landesweit. Keine Tags, keine zerkratzten Scheiben.

Drittens - sie sind leise. Es fasziniert mich immer wieder, wie dreihundert Menschen aus- und umsteigen können und dabei so wenig Geräusche verursachen. Kein Pöbeln, kein Drängeln. Markierungen auf dem Boden weisen einen an, wie man stehen soll – und alle halten sich daran. Schilder in den Zügen sagen einem in bis zu 4 Sprachen, was man tun und  -vor allem – was man lassen soll. Dazu Kameraüberwachung und rot livrierte Ordner in der Rushhour. Big brother grüßt recht freundlich.

 

Viertens - sie sind laut. So leise und rücksichtsvoll die Menschen sind, so laut und deutlich sind die Ansagen. Nicht essen, erst aussteigen – dann einsteigen, Stationsansagen. Hinweise, auf verdächtige Menschen und Gegenstände zu achten. Türen piepen infernalisch laut beim Öffnen und Schließen. Drehkreuze signalisieren, dass man hindurchgehen kann, Aufzüge sagen die Etagen freundlich an (Marvin wäre verzweifelt!).

Fünftens - sie sind günstig. Lachhaft günstig. Man hat eine aufladbare Chipkarte, die man vor Beginn der Fahrt über einen Sensor an besagten Drehkreuzen zieht und am Ende der Fahrt wieder. Das gleiche System beim Betreten eines Busses. Der Maximalpreis, den eine Fahrt hier kosten kann, liegt bei SIN$ 1,96 , das sind etwa € 1,10. Und damit fährt man dann bis zu 30 km.

Sechstens - sie sind klimatisiert. Und das leider auf gefühlte 15° C. Den Locals scheint das angenehm zu sein, meine Brille beschlägt hier beim Verlassen der Bahn.

 (Bei 5:27 gibt es eine dieser wunderbaren Durchsagen zu hören.)

Nach diesem Exkurs über den Singapurischen Nahverkehr geht morgen die Arbeit los und das normale Leben hat mich wieder. Abgesehen von den Temperaturen habe ich mich gut eingewöhnt und werde weiter über die Be- und Absonderlichkeiten meiner neuen Heimat berichten.

P.S.: Falls es jemanden interessiert: ich wohne zwischen den Stationen Paya Lebar und Aljunied.

 July 1, 2012  Posted by on July 1, 2012 ... started 1 Response »