Wenn man mitten in einer Großstadt lebt, die im wahrsten Sinne des Wortes niemals schläft, kommt man auf den Gedanken, mal ins Grüne zu wandern.
Kanuanlegestelle
Ob dieser Gedanke so clever war, sollte sich dann zeigen, aber letzten Samstag morgen habe ich also einen Liter Wasser eingepackt, mich mit Sonnencreme eingeschmiert (man lernt ja dazu) und ein paar anständige Schuhe angezogen und bin los Richtung McRitchie Reservoir.
Das Reservoir ist auch tatsächlich eines der Süßwasser-Becken Singapurs – da man hier aber nicht einfach nur ein Wasserbecken hat, hat man einen See samt Naturpark draus gemacht. Bei der Besiedlung Singapurs durch die Briten und Chinesen wurde der hiesige Regenwald zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf 10% der ursprünglichen Fläche dezimiert, was sich bemerkbar gemacht hat – Klima sowie Flora und Fauna haben darunter gelitten. Auch verfügt Singapur nicht über die Wasserquellen, die man für mittlerweile über 5 Millionen Einwohner, die täglich mehrmals duschen (sollten), benötigt. So hat man nach langem finanziellen und politischen Hin und Her (Details bei Wikipedia) das Reservoir Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt.
Mitten drin statt nur dabei
Der (kostenfreie) Zugang zum Reservoir geht an einem Pavillon mit einem Cafe und Duschen vorbei und dann steht man auch schon direkt am Wasser. Dort wird gerudert und geangelt, durch alle Altersklassen hindurch. Schwimmen ist allerdings streng verboten!
Dann geht es einige Meter am Wasser entlang und – zack – stehste mitten im Dschungel. Abgesehen von einigen Joggern und Schulklassen, die einen Wettbewerb hatten, wunderschön ruhig und fast schon natürlich.
Irritierend sind allerdings die vielen Schuhsohlen, die auf den Wegen liegen. Man hat mir dann erklärt, dass bei den hiesigen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit der Kleber ganz schnell aufgibt und es häufig vorkommt, dass man beim Joggen seine Sohle verliert. Also ein weiterer Grund, gar nicht erst mit der Lauferei anzufangen!
Nach wenigen Metern schon trifft man dann die ersten Affen – damit meine ich nicht die oben erwähnten Läufer, sondern wild lebende Affen. Langschwanzmakaken, um genau zu sein. Diese possierlichen Tierchen lauern am Wegesrand und stürzen sich auf wehrlose Touristen, die den Fehler begehen, Essen aus der Tasche zu holen. Oder überhaupt etwas aus der Tasche zu holen, sei es ein Fotoapparat. Und wenn so ein Affe neugierig auf einen zugerannt kommt, wird einem schon anders. (Als er/sie dann feststellte, dass ich tatsächlich nur einen Fotoapparat aus der Tasche geholt habe, erfolgte beleidigt der Rückzug). Es gibt anscheinend einiges mehr an Affen, aber die Makaken sind die frechsten.
Affenbande(n) - Vorsicht, bissig!
Auch Insekten hats im Angebot, Tausendfüßler und Ameisen in knapp zehnfacher Größe als in Europa. Danke, nein.
Nach gut anderthalb Stunden durch den tropischen Dschungel ist man naßgeschwitzt und freut sich über den Trinkbrunnen, der vor dem Treetopwalk auf einen wartet. Dann geht es über eine schwingende Brücke durch den Dschungel … nix für Höhenschisser. Nix für mich. Aber umdrehen ging nun auch nicht mehr. Also A*** zusammengekniffen und drauf – hat sich gelohnt. Danach geht es auf befestigten Wegen weiter, vorbei am Golfplatz und am Wasser entlang. Das Gerücht, dass es hier Warane gibt, kann ich bestätigen, ein solches Vieh stand auf einmal vor uns auf dem Steg am Wasser. Knappe 1.5 Meter lang – und erschrockener von uns als wir von ihm. Da Warane nicht gerade die freundlichsten Zeitgenossen sind, waren wir recht froh, dass er/sie sich umdrehte und im Wald verschwand.
;
Nach dreieinhalb Stunden war ich dann auch froh, wieder in der Zivilisation (Toiletten! Ventilatoren! Stühle!) anzukommen. Fazit der ganzen Tour: fiese Mückenstiche, die angeschwollen sind; fiese Blasen an den Füßen; total verschwitzt und durstig – aber es war es definitiv wert!
;