Sep 242013
 

20130924-223910.jpgDie Welt wird immer kleiner. Sagt man ja so.

Heute ist mir aufgefallen, wie viel Wahres daran ist. Ein weiterer Stempel im Pass, einige weitere Tonnen CO2 in meiner persönlichen Flugbilanz. Seitdem ich in Asien lebe, reise ich an Orte, die ich vorher nichtmal ohne Weiteres auf der Weltkarte gefunden hätte.

Ich kann mich noch gut an meine ersten Dienstreisen erinnern – innerdeutsch, mit dem Zug. Da habe ich sorgfältig die Verbindung recherchiert, das Hotel, den Weg zum Hotel (Taxi? Fußweg? öffentliche Verkehrsmittel?). Ich kannte den Weg vom Hotel zum lokalen Büro oder zur Veranstaltungslocation, hatte Taxirufnummern und Notfallnummern gespeichert. Im Zweifelsfall habe ich nur zur Sicherheit aus reiner Paranoia nochmal alle abtelefoniert.

Und heutzutage informiere ich unsere Reisestelle, dass ich nach Manila muss. Informiere die Kollegen in Manila, wann ich ankomme. Postwendend kommen eine Flugbestätigung und eine Hotelreservierung sowie ein Transfer vom Flughafen zum Hotel. Ich fahre zum Flughafen in Singapur, lege meinen Pass hin, steige in einen Flieger, steige aus, folge einem Schild zum Hotelpickup und komme im Hotel an. Mehr oder weniger blindlings darauf vertrauend, dass alles klappt. Bisher hatte ich das Glück, dass immer alles geklappt hat.

Macht das das Leben nun angenehmer oder langweiliger? Ich weiß es nicht…

 September 24, 2013  Posted by on September 24, 2013 ... travelled, ... worked No Responses »
Oct 232012
 

Dinge, die man nach vier Monaten in Süd-Ost-Asien gelernt hat:

  • Habe immer, wirklich immer einen Regenschirm dabei. So schnell, wie es anfangen kann, zu regnen, kannst du gar nicht rennen.
  • Die 900m, die der Routenplaner per Bus vorschlägt, kann man sehr wohl laufen.
  • Schnupfen bei 30 C ist nicht angenehm. Die Medikamente dagegen sind aber umso wirkungsvoller.
  • Asiatisches Essen ist nicht so gesund, wie wir Europäer glauben. Dafür glibberiger (chinesisch) und schärfer (thai).
  • Die Leute sind nicht alle irre. Sie telefonieren in der Bahn per Freisprechanlage.
  • Wenn sie nicht telefonieren, schauen sie Filme. Ohne Kopfhörer. Damit du auch etwas vom Film mitbekommst. 4 Sitze weiter. (gleiches gilt für Klingeltöne)
  • Trinkgeld ist eine Beleidigung. Selbst die Taxifahrer runden nach unten ab.
  • Casual Friday ist eine ernste Sache. Zieh gefälligst eine Jeans an, wenn du schon keine bunte Leggings tragen willst.
  • Auch wenn für Autos Linksverkehr gilt, die Fußgänger rennen kreuz und quer. Und mittig. Weich aus, denn sie tun es nicht.

 October 23, 2012  Posted by on October 23, 2012 ... lived, ... worked No Responses »
Aug 272012
 

Nach zwei Monaten in Asien grüsst täglich das Murmeltier (ja, zwischen den Reisen arbeite ich tatsächlich, und das nicht zu knapp).

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Fertig machen, drei morgenmufflige Worte mit meinen Mitbewohnerinnen wechseln, raus aus der Wohnung. Nachbarn begrüßen, 20 Sekunden Smalltalk im Aufzug. Im Erdgeschoss den Hausmeister grüßen, der seine Morgenzigarette raucht. Aus dem Hof, rechts die Arbeiter, die auf Ihren Fahrer warten. Der Besitzer des Obststandes, der seine Lieferung verstaut, brüllt ein freundliches “Hellooo”. Um die Ecke, die beiden Mädchen grüßen, die ihre Hunde Gassi führen. Am Ende der Straße der alte Mann, der die Tonnen nach Dosen und Flaschen durchsucht. Neben der Tankstelle die getigerte Katze, die vor ihrem Futternapf sitzt und frühstückt. Ein paar Meter weiter der Restaurantbesitzer, der seine Ware einräumt. Über die Strasse, vorbei am Coffeeshop, in dem die immer gleichen Chinesen frühstücken. Der 24h-Online-Games-Laden, vor dem jeden Morgen 4-5 Jugendliche ihre Zigarette rauchen und die beste Taktik in irgendwelchen Ballerspielen besprechen. Dann kommt mir auf der Zielgrade die Dame in der Burka entgegen und ich bin am Bahnhof.

Auch dort jeden Morgen die gleichen müden Gesichter, dann mit einigen Expats durchsetzt. Und das noch weitere 10 Monate…

 August 27, 2012  Posted by on August 27, 2012 ... lived, ... worked No Responses »
Jul 302012
 

Zumindest gefühlt. Bisher hatte ich die Regengüsse nur aus trockener Perspektive mitbekommen, jetzt hat es mich selbst voll erwischt. Da unsere Kantine überwiegend asiatisches Essen mir nicht immer nachvollziehbarer Zubereitungsart hat, organisiere ich mein Mittagessen meist in einem der umliegenden Foodcourts oder Hawker Center.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, mit den Kollegen noch Witze über die niedrigen Temperaturen (32°C) gemacht aus dem Büro, ins Shopping Center, ein Banh Mi Chicken Sandwich beim Sandwichladen meines Vertrauens geholt.

Banh Mi Chicken Sandwich (Bild nicht von mir)

Die Damen dort kennen mich (anscheinend?) schon –  ”Tschikkin oa Tjunah Sammich?”  - “Chicken, please” – “Spicy, eh?” – “Yes please.” – dann folgte die schwer wiederzugebende Getränkebestellung (extrastarker Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch). Für umgerechnet knapp 3,00 Euro ein volles Mittagessen in weniger als 5 Minuten bestellt, zubereitet und kunstvoll eingepackt.  Ich war also wahrscheinlich sage und schreibe 7 Minuten im Gebäude und wollte wieder zurück ins Büro.

Denkste. Wasser steht schlagartig zwei bis fünf Zentimeter hoch auf der Straße und die Luftfeuchtigkeit überschreitet die einhundert Prozent um ein vielfaches. Kein Taxi in Reichweite. Nach fünf Minuten war der ganze Spuk dann allerdings auch schon weitenteils vorbei und mit Regenschirm bewaffnet und in bester Hüpfekästchenmanier gings zurück ins Büro. Stolz wie Oskar allen Pfützen ausgewichen, nur ein paar Tropfen auf die helle Hose bekommen, trockene Füße in den offenen Schuhen, der Aufzug am Gebäude schon in Sichtweite – zack, springt mich die allerletzte Pfütze an, rächt alle ihre vernachlässigten Verwandten und beschert mir einen ganzen Tag in nassen Schuhen und mit feuchtem Hosenbein. Das Sandwich war trotzdem lecker.

 July 30, 2012  Posted by on July 30, 2012 ... ate, ... lived, ... worked No Responses »