Aug 022012
 

Mittlerweile habe ich den Sprachbrei in meinem Kopf halbwegs auseinandersortiert und kann mich wieder anständig mitteilen. Dass ich gerne und viel rede, ist ja allgemein bekannt. Aber mit dreieinhalb Sprachen hat dann auch mein Gehirn so seine Probleme. Das tolle an diesem Sprachkauderwelsch – irgendwann fallen einem die Worte in keiner Sprache mehr ein.

Aber wie komme ich eigentlich auf “dreieinhalb” Sprachen? Deutsch ist klar, darin wird gebloggt und mit der Heimat kommuniziert. Englisch ist hier Amts- und Umgangssprache, das spreche und schreibe ich täglich neun Stunden im Büro. Das schlimmste daran ist die englische Tastatur ohne Umlaute und mit anderem Layout. Nach vier Wochen kann ich damit halbwegs schreiben, trotzdem setze ich Dinge immer noch in @Anführungszeichen@, wenn ich nicht aufpasse. Das sind dann schon mal zwei Sprachen.

Meine Mitbewohnerinnen sind Französinnen, also fällt hier der ein oder andere Satz auf Französisch. Mein Französisch ist grottenschlecht, es langt grade, um Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Aber wenn oben bereits erwähnter Wortverlust eintritt, dann probiert man halt mal alles durch, was man so kennt. Zählt also als halbe Sprache.

Die letzte halbe Sprache ist Singlisch. Singapur-Englisch. Alltagssprache mit den Kollegen in der Kantine, beim Einkaufen oder Essen gehen. Da die meisten Bewohner Singapurs keine Muttersprachler sind (auch wenn die Kinder hier bereits in der Grundschule Englisch lernen), hat sich mit der Zeit ein lustiger Kauderwelsch aus vereinfachtem Englisch, Lautmalerei und diversen asiatischen Sprachen entwickelt. Beispiele gefällig?

“What happen weekend, lah?”

“Wie war Dein Wochenende, mein Freund?”

“Again?”

“Kannst Du das bitte nochmal sagen, ich habe dich nicht verstanden.”

“She so pretty, lah”

“Sie ist wunderschön, Alter!”

“Dinner can, lah?”

“Klappt das heute mit dem Abendessen, Kumpel?”

“No parking lots here, what.”

“Ich hab Dir doch gleich gesagt, dass es hier keine Parkplätze mehr gibt.”

Ihr seht schon – “lah” ist eine Universalanrede. Satzbau ist mehr so rudiumentär, Höflichkeitsfloskeln werden weggelassen. Die Frage “Can?” ist bitte immer mit “can” oder “cannot” zu beantworten, alles andere ruft Verwunderung hervor. Als “Weiße” ist man übrigens ein/e Ang Mo.

Spannend wird es auch, wenn man in einem “Kopi tiam”, einem lokalen Coffeeshop (eine Mischung aus Take Away, Imbissbude, Eckkneipe und Café) einen Kaffee bestellen will. Für eventuelle Besucher hier mal das grundlegende Vokabular:

Nahaufnahme eines Standes in einem Kopi tiam.

Nahaufnahme eines Standes in einem Kopi tiam. Zu Laksa komme ich noch...

Kopi – Kaffee mit gesüßter Kondensmilch

Kopi O – Schwarzer Kaffee mit Zucker

Kopi C – Kaffee mit normaler Milch

Kopi Kosong – Kaffee, schwarz

Kopi Peng – Eiskaffee

Kopi Gau Peng – Eiskaffee, extra stark

Sprachen, die hier sonst noch so gesprochen oder geschrieen werden: Hokkien-Chinesisch, Kantonesisch, Teochew, Hainanese, Mandarin, Tamil, Malay, Hindi, Punjabi… ich werde mich auch bald in das Abenteuer eines Chinesisch-Kurses stürzen.

 August 2, 2012  Posted by on August 2, 2012 ... ate, ... lived 2 Responses »
Jul 302012
 

Zumindest gefühlt. Bisher hatte ich die Regengüsse nur aus trockener Perspektive mitbekommen, jetzt hat es mich selbst voll erwischt. Da unsere Kantine überwiegend asiatisches Essen mir nicht immer nachvollziehbarer Zubereitungsart hat, organisiere ich mein Mittagessen meist in einem der umliegenden Foodcourts oder Hawker Center.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, mit den Kollegen noch Witze über die niedrigen Temperaturen (32°C) gemacht aus dem Büro, ins Shopping Center, ein Banh Mi Chicken Sandwich beim Sandwichladen meines Vertrauens geholt.

Banh Mi Chicken Sandwich (Bild nicht von mir)

Die Damen dort kennen mich (anscheinend?) schon –  ”Tschikkin oa Tjunah Sammich?”  - “Chicken, please” – “Spicy, eh?” – “Yes please.” – dann folgte die schwer wiederzugebende Getränkebestellung (extrastarker Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch). Für umgerechnet knapp 3,00 Euro ein volles Mittagessen in weniger als 5 Minuten bestellt, zubereitet und kunstvoll eingepackt.  Ich war also wahrscheinlich sage und schreibe 7 Minuten im Gebäude und wollte wieder zurück ins Büro.

Denkste. Wasser steht schlagartig zwei bis fünf Zentimeter hoch auf der Straße und die Luftfeuchtigkeit überschreitet die einhundert Prozent um ein vielfaches. Kein Taxi in Reichweite. Nach fünf Minuten war der ganze Spuk dann allerdings auch schon weitenteils vorbei und mit Regenschirm bewaffnet und in bester Hüpfekästchenmanier gings zurück ins Büro. Stolz wie Oskar allen Pfützen ausgewichen, nur ein paar Tropfen auf die helle Hose bekommen, trockene Füße in den offenen Schuhen, der Aufzug am Gebäude schon in Sichtweite – zack, springt mich die allerletzte Pfütze an, rächt alle ihre vernachlässigten Verwandten und beschert mir einen ganzen Tag in nassen Schuhen und mit feuchtem Hosenbein. Das Sandwich war trotzdem lecker.

 July 30, 2012  Posted by on July 30, 2012 ... ate, ... lived, ... worked No Responses »
Jul 232012
 

Grünes Brot! Nicht, was ihr denkt. Ich rede nicht von Schimmel, sondern von Pandan-Bread. Mir waren vor einigen Tagen schon einmal grün eingefärbte Waffeln begegnet, da dachte ich noch “Ok, Lebensmittelfarbe… Asien eben. Hauptsache bunt!”
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Bis ich dann vor zwei Tagen in meinem örtlichen Supermarkt Pandan-Bread gesehen habe, das hier wie Toastbrot verkauft wird. Es enthält – zumindest in der Theorie – getrocknete Pandan-Blätter. Der Geschmack ist etwas nach Nüssen, Kokos und ein bisschen scharf. Wobei sich der tatsächliche Anteil an Pandan hier hinter der Angabe “permitted flavourings” versteckt und viel Interpretationsspielraum offen bleiben dürfte. Ich nehme das Risiko vorerst in Kauf. Außerdem ist es allein die Farbe schon Wert!

 July 23, 2012  Posted by on July 23, 2012 ... ate, ... lived No Responses »
Jul 192012
 

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Mmmmh … Koalabärenmilch.

Manchmal treibt die Werbung hier merkwürdige Blüten. Niedlich muss es sein. Oder es muss den Kunden ganz besonders erfolgreich / schlank / klug machen. Und hinter jedem Unternehmen steht der Chef mit seinem Namen – nicht wie bei uns nur bei einem einzelnen Babynahrungshersteller. Wenn dann zu allem Glück der Präsident auch noch in deinem Restaurant gegessen hat, dann hat man werbetechnisch ausgesorgt.

 July 19, 2012  Posted by on July 19, 2012 ... ate, ... saw No Responses »
Jun 192012
 

Der erste Abschnitt des langen Trails nach Osten, Berlin – Bad Homburg, ist geschafft. Der Mietwagen hat mich komplette 550km lang angeschrien (Bitte beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!!!) – jetzt weiß ich, warum Männer keine Beifahrerinnen mögen. Koffer nochmal komplett umgepackt, Schuhe rausgeräumt und neue technische Spielereien rein. Und Mutti hat nochmal Käsekuchen (Rezept gibts auf Wunsch!) gebacken…

Vor 25 Jahren, als wir damals nach Japan geflogen sind, hat das quengelnde Kleinkind einen Walkman bekommen, um den 24-Stunden-Flug ruhiggestellt zu sein. So einen hier (kennt ihr alle, oder?):

Das neue Spielzeug ist genauso schwer, fast genauso groß, kann aber mehr…. Und ist nicht gelb. Kommt dann die Tage auch zum Einsatz. Jetzt wird erstmal der Kuchen verputzt. Mahlzeit!

 

 June 19, 2012  Posted by on June 19, 2012 ... ate, ... started 1 Response »