Mittlerweile habe ich den Sprachbrei in meinem Kopf halbwegs auseinandersortiert und kann mich wieder anständig mitteilen. Dass ich gerne und viel rede, ist ja allgemein bekannt. Aber mit dreieinhalb Sprachen hat dann auch mein Gehirn so seine Probleme. Das tolle an diesem Sprachkauderwelsch – irgendwann fallen einem die Worte in keiner Sprache mehr ein.
Aber wie komme ich eigentlich auf “dreieinhalb” Sprachen? Deutsch ist klar, darin wird gebloggt und mit der Heimat kommuniziert. Englisch ist hier Amts- und Umgangssprache, das spreche und schreibe ich täglich neun Stunden im Büro. Das schlimmste daran ist die englische Tastatur ohne Umlaute und mit anderem Layout. Nach vier Wochen kann ich damit halbwegs schreiben, trotzdem setze ich Dinge immer noch in @Anführungszeichen@, wenn ich nicht aufpasse. Das sind dann schon mal zwei Sprachen.
Meine Mitbewohnerinnen sind Französinnen, also fällt hier der ein oder andere Satz auf Französisch. Mein Französisch ist grottenschlecht, es langt grade, um Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Aber wenn oben bereits erwähnter Wortverlust eintritt, dann probiert man halt mal alles durch, was man so kennt. Zählt also als halbe Sprache.
Die letzte halbe Sprache ist Singlisch. Singapur-Englisch. Alltagssprache mit den Kollegen in der Kantine, beim Einkaufen oder Essen gehen. Da die meisten Bewohner Singapurs keine Muttersprachler sind (auch wenn die Kinder hier bereits in der Grundschule Englisch lernen), hat sich mit der Zeit ein lustiger Kauderwelsch aus vereinfachtem Englisch, Lautmalerei und diversen asiatischen Sprachen entwickelt. Beispiele gefällig?
“What happen weekend, lah?”
“Wie war Dein Wochenende, mein Freund?”
“Again?”
“Kannst Du das bitte nochmal sagen, ich habe dich nicht verstanden.”
“She so pretty, lah”
“Sie ist wunderschön, Alter!”
“Dinner can, lah?”
“Klappt das heute mit dem Abendessen, Kumpel?”
“No parking lots here, what.”
“Ich hab Dir doch gleich gesagt, dass es hier keine Parkplätze mehr gibt.”
Ihr seht schon – “lah” ist eine Universalanrede. Satzbau ist mehr so rudiumentär, Höflichkeitsfloskeln werden weggelassen. Die Frage “Can?” ist bitte immer mit “can” oder “cannot” zu beantworten, alles andere ruft Verwunderung hervor. Als “Weiße” ist man übrigens ein/e Ang Mo.
Spannend wird es auch, wenn man in einem “Kopi tiam”, einem lokalen Coffeeshop (eine Mischung aus Take Away, Imbissbude, Eckkneipe und Café) einen Kaffee bestellen will. Für eventuelle Besucher hier mal das grundlegende Vokabular:
Kopi – Kaffee mit gesüßter Kondensmilch
Kopi O – Schwarzer Kaffee mit Zucker
Kopi C – Kaffee mit normaler Milch
Kopi Kosong – Kaffee, schwarz
Kopi Peng – Eiskaffee
Kopi Gau Peng – Eiskaffee, extra stark
Sprachen, die hier sonst noch so gesprochen oder geschrieen werden: Hokkien-Chinesisch, Kantonesisch, Teochew, Hainanese, Mandarin, Tamil, Malay, Hindi, Punjabi… ich werde mich auch bald in das Abenteuer eines Chinesisch-Kurses stürzen.