Aug 272012
 

Nach zwei Monaten in Asien grüsst täglich das Murmeltier (ja, zwischen den Reisen arbeite ich tatsächlich, und das nicht zu knapp).

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Fertig machen, drei morgenmufflige Worte mit meinen Mitbewohnerinnen wechseln, raus aus der Wohnung. Nachbarn begrüßen, 20 Sekunden Smalltalk im Aufzug. Im Erdgeschoss den Hausmeister grüßen, der seine Morgenzigarette raucht. Aus dem Hof, rechts die Arbeiter, die auf Ihren Fahrer warten. Der Besitzer des Obststandes, der seine Lieferung verstaut, brüllt ein freundliches “Hellooo”. Um die Ecke, die beiden Mädchen grüßen, die ihre Hunde Gassi führen. Am Ende der Straße der alte Mann, der die Tonnen nach Dosen und Flaschen durchsucht. Neben der Tankstelle die getigerte Katze, die vor ihrem Futternapf sitzt und frühstückt. Ein paar Meter weiter der Restaurantbesitzer, der seine Ware einräumt. Über die Strasse, vorbei am Coffeeshop, in dem die immer gleichen Chinesen frühstücken. Der 24h-Online-Games-Laden, vor dem jeden Morgen 4-5 Jugendliche ihre Zigarette rauchen und die beste Taktik in irgendwelchen Ballerspielen besprechen. Dann kommt mir auf der Zielgrade die Dame in der Burka entgegen und ich bin am Bahnhof.

Auch dort jeden Morgen die gleichen müden Gesichter, dann mit einigen Expats durchsetzt. Und das noch weitere 10 Monate…

 August 27, 2012  Posted by on August 27, 2012 ... lived, ... worked No Responses »
Aug 232012
 

Der eigentliche Grund, nach Borneo zu fahren, waren für uns ja die Orang-Utans. Natürlich kann man sich hier auch authentische Tätowierungen borneoanischer Stämme stechen lassen, aber da ich kein Stammesmitglied bin, habe ich verzichtet.

Knapp 40min außerhalb von Kuching liegt das Semenggo Nature Reserve, in welchem es eine Gruppe von 25 wild lebenden Orang-Utans gibt. Korrektur – 26 Orang-Utans. Zwei Tage vor unserer Ankunft wurde Nummer 26 geboren, eine junge Orang-Dame. Vom Eingang zum Reservat aus führt ein ca. 15-minütiger Fussweg an verschiedenen botanischen Bereichen vorbei zu den Fütterungsplätzen. Außer drei traurigen, in Käfigen eingesperrten Krokodilen und Unmengen käsiger Touristen war dort auf den ersten Blick nichts zu sehen.

 

Auf den zweiten oder dritten Blick konnten wir in den Baumwipfeln allerdings schon die ersten Menschenaffen ausmachen. Eine Mutter mit Baby (das wir leider aufgrund der starken Körperbehaarung nicht zu Gesicht bekommen haben) und ein Teenager, der in den höchsten  Ästen rumturnte.

Sobald die Pfleger dann auf den Fütterungsplattformen Obst und Kokosnüsse ausgelegt hatten, kletterte Mama ganz entspannt aus knapp 18m ein Seil runter und hat sich ihr Mittagessen abgeholt. Faszinierend bei den Fütterungen war, dass die Tiere immer fluchtbereit eine Hand (oder Fuß. Oder beides) am Kletterseil hatten. Trotzallem sind es eben Wildtiere.

Der Teenie hat brav gewartet – seine Tischmanieren haben wir nicht mehr zu Gesicht bekommen, da dann zur “großen” Fütterung gewechselt wurde. Vorher wurde die Gruppe, die mittlerweile auf gut und gern 30 Menschen angewachsen war, noch mit den passenden Schauergeschichten über Attacken durch den “big old one” unterhalten.

Der zweite Teil des Mittagessens fand dann tiefer im Urwald statt und hat uns nochmal Ausblicke auf zwei weitere Mitglieder der Gruppe beschert. Leider war der “Big old one” nicht dabei – einigen der anwesenden Touristen hätte man durchaus eine Verfolgungsjagd mit ihm gewünscht …

 

Der modernen Technik sei Dank gibt es sogar ein kurzes Bewegtbild, wie man einfach mal ganz entspannt zum Mittagessen hangeln kann. Bloß keine Hektik.

 

Diese Menschenaffen in relativ freier Wildbahn zu sehen, ist beeindruckend. Sie sind uns doch sehr ähnlich, könnte man meinen. Nun bin ich kein Anthropologe, aber es fällt leicht, den Affen menschliches Verhalten zu unterstellen – oder umgekehrt.

 August 23, 2012  Posted by on August 23, 2012 ... travelled No Responses »
Aug 202012
 

Wie versprochen noch ein bisschen mehr über Kuching… Es ist die Stadt der Katzen (Kuching heisst Katze im lokalen Dialekt) – unübersehbar zumindest im touristischen Zentrum. Lebende Katzen sind hier allerdings nicht mehr unterwegs als im regionalen Durchschnitt. Hauptsächlich erbaut und kultiviert von den “weißen Rajas“, einer englischen Familie, die im 19. und 20. Jahrhundert die Provinz Sarawak beherrschten und die meisten (schönen) Gebäude erbaut haben.

Der Bazaar von Kuching erstreckt sich an einer der größeren Straßen, ich traue mich fast, Hauptstraße zu sagen, entlang und verschwindet dann zwischen die Häuser. Man hat hier eine beeindruckende Auswahl von … allem. Gewürze, Obst, Gemüse, getrocknete, kleine Fischchen, ganze Hühner, Schuhe, Handyhüllen, Stoffe, Schmuck und was der Mensch eben sonst noch so alles braucht. Original Borneo-Kunst zum garantiert günstigen Touristenpreis darf auch nicht fehlen.

 

Dazwischen versteckt sich dann auch ein malayischer Masseur – die Erfahrung war so eine Massage wert. Spätestens, wenn die durchtrainierte Mittvierzigerin dir im Kreuz sitzt und versucht, dass auch wirklich jeder Wirbel knackt, fragst Du dich, ob Du daheim den Wasserhahn zugedreht hast und dein Testament gemacht. Erstaunlicherweise ging es mir danach wirklich besser.

In den Abendstunden wird der Waterfront Walk von Kuching wirklich malerisch bis kitschig.

 

Die Tage kommt dann endlich der Bericht über die Affen, aber da es hier genauso warm ist wie in Deutschland (wenn nicht sogar wärmer), dauert es ein bisschen.

 August 20, 2012  Posted by on August 20, 2012 ... travelled No Responses »
Aug 172012
 

Kurzer kultureller Einschub in meine Borneo-Berichterstattung, da gestern Nacht hier das „Hungry Ghost Festival“ begonnen hat.

Schon auf meinem Heimweg gestern habe ich festgestellt, daß die kleinen Altäre, die am Straßenrand stehen, stärker bestückt sind. Und meine gesamte Nachbarschaft hat auf der Straße und im Vorgarten Dinge, auf den ersten Blick Zeitungen, verbrannt. Da mich mittlerweile nur noch recht wenig wundert, habe ich es nicht weiter beachtet und einem Engpaß bei der Müllabfuhr zugeschrieben. Heute morgen das gleiche Bild, Kerzenstummel auf den Gehwegen und Aschehaufen auf der Busspur. Am Büro angekommen – auch davor ein Ölfass mit schwelender Asche. Bietet zwar die Romantik der Bronx in den 1980ern, passt aber gar nicht hier her. Am Eingang dann – ein großer Altar mit Opfergaben.

 

Jetzt musste ich meine Kollegen fragen, das war doch zuviel. Daraufhin erklärten sie mir, daß heute Nacht das „Hungry Ghost Festival“ begonnen hat. Laut den chinesischen Taoisten (und Buddhisten) kommen die Seelen der Verstorbenen im 7. Monat des chinesischen Kalenders zurück auf die Erde und wollen besänftigt werden. Man verbrennt auch keine Zeitungen, sondern Papiergeld, Papier-Goldbarren und Pappmachee von allem, was in der Unterwelt von Wert sein könnte.

In 14 Tagen wird es das gleiche Spektakel zum Abschluß der Geisterwandertage noch einmal geben. In der Zwischenzeit raten gläubige, oder eher abergläubische, Chinesen davon ab, seinen Wohnsitz zu verlegen (die Geister könnten sich verirren und sauer werden), zu reisen oder auch nachts das Haus zu verlassen. Also, schön daheim bleiben, damit die Uromi nicht sauer wird!

 August 17, 2012  Posted by on August 17, 2012 ... lived, ... saw No Responses »
Aug 142012
 

Und zwar nach Borneo, genauer gesagt Sarawak – noch genauer gesagt: Kuching. Das liegt hier:

 

 

Ziemlich genau einen Breitengrad nördlich vom Äquator, dementsprechend röstet es einem auch das Hirn, wenn man in der Mittagshitze (also zwischen 11 und 17 Uhr) rausgeht. Trotzdem ist diese verschlafene Stadt eine Reise wert, zwar garantiert nicht wegen der architektonischen Schönheiten, die sie zu bieten hat, sondern wegen der Orang-Utans. Und des Bazaars. Und des Strands. Und des lachhaft billigen Seafoods. Aber eins nach dem anderen.

Von Singapur aus geht es per Überlandbus über die Grenze nach Malaysia – rein in den Bus, auf die Autobahn, raus aus dem Bus, durch die singapurische Passkontrolle, rein in den Bus, über die Brücke, raus aus dem Bus, durch die malaysische Passkontrolle, rein in den Bus, durch Johor Bahru und am Busbahnhof Larkin dann endgültig raus aus dem Bus. Nach einem kurzen Frühstück (es war immerhin erst kurz nach neun morgens) mit Prata. Dann haben wir uns, für malaysische Verhältnisse, vom Taxifahrer wahrscheinlich übers Ohr hauen lassen und haben 12,50 € für die dreißigminütige Fahrt zum Flughafen gezahlt. Wer europäische Taxipreise gewohnt ist, den wundert der Preis nicht. Allerdings stand das Taxameter am Ende der Fahrt bei 6,50 €. Naja, Preis war ausgehandelt, was solls.

Ab in den Flieger und rüber nach Kuching, wieder per Taxi in die Stadt und ins Hotel, wo wir sagenhafte 9,00 € pro Person und Nacht gezahlt haben. Für den Preis gab es nichts zu meckern – wir hatten keine kleinen Mitbewohner und auch sonst war alles in Ordnung. Dann steht man also auf einmal auf Borneo. Einer Insel, von der meine Großeltern wahrscheinlich grade mal wussten, dass sie irgendwo im Warmen liegt.

Kuching ist kein Ausbund an architektonischer Schönheit – aber es ist die Stadt der Katzen. Es gibt hier sogar das weltweit erste und einzige Katzenmuseum. Und ein paar andere berichtenswerte Dinge – die mit dem nächsten Eintrag folgen sollen…

 August 14, 2012  Posted by on August 14, 2012 ... saw, ... travelled No Responses »
Aug 022012
 

Mittlerweile habe ich den Sprachbrei in meinem Kopf halbwegs auseinandersortiert und kann mich wieder anständig mitteilen. Dass ich gerne und viel rede, ist ja allgemein bekannt. Aber mit dreieinhalb Sprachen hat dann auch mein Gehirn so seine Probleme. Das tolle an diesem Sprachkauderwelsch – irgendwann fallen einem die Worte in keiner Sprache mehr ein.

Aber wie komme ich eigentlich auf “dreieinhalb” Sprachen? Deutsch ist klar, darin wird gebloggt und mit der Heimat kommuniziert. Englisch ist hier Amts- und Umgangssprache, das spreche und schreibe ich täglich neun Stunden im Büro. Das schlimmste daran ist die englische Tastatur ohne Umlaute und mit anderem Layout. Nach vier Wochen kann ich damit halbwegs schreiben, trotzdem setze ich Dinge immer noch in @Anführungszeichen@, wenn ich nicht aufpasse. Das sind dann schon mal zwei Sprachen.

Meine Mitbewohnerinnen sind Französinnen, also fällt hier der ein oder andere Satz auf Französisch. Mein Französisch ist grottenschlecht, es langt grade, um Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Aber wenn oben bereits erwähnter Wortverlust eintritt, dann probiert man halt mal alles durch, was man so kennt. Zählt also als halbe Sprache.

Die letzte halbe Sprache ist Singlisch. Singapur-Englisch. Alltagssprache mit den Kollegen in der Kantine, beim Einkaufen oder Essen gehen. Da die meisten Bewohner Singapurs keine Muttersprachler sind (auch wenn die Kinder hier bereits in der Grundschule Englisch lernen), hat sich mit der Zeit ein lustiger Kauderwelsch aus vereinfachtem Englisch, Lautmalerei und diversen asiatischen Sprachen entwickelt. Beispiele gefällig?

“What happen weekend, lah?”

“Wie war Dein Wochenende, mein Freund?”

“Again?”

“Kannst Du das bitte nochmal sagen, ich habe dich nicht verstanden.”

“She so pretty, lah”

“Sie ist wunderschön, Alter!”

“Dinner can, lah?”

“Klappt das heute mit dem Abendessen, Kumpel?”

“No parking lots here, what.”

“Ich hab Dir doch gleich gesagt, dass es hier keine Parkplätze mehr gibt.”

Ihr seht schon – “lah” ist eine Universalanrede. Satzbau ist mehr so rudiumentär, Höflichkeitsfloskeln werden weggelassen. Die Frage “Can?” ist bitte immer mit “can” oder “cannot” zu beantworten, alles andere ruft Verwunderung hervor. Als “Weiße” ist man übrigens ein/e Ang Mo.

Spannend wird es auch, wenn man in einem “Kopi tiam”, einem lokalen Coffeeshop (eine Mischung aus Take Away, Imbissbude, Eckkneipe und Café) einen Kaffee bestellen will. Für eventuelle Besucher hier mal das grundlegende Vokabular:

Nahaufnahme eines Standes in einem Kopi tiam.

Nahaufnahme eines Standes in einem Kopi tiam. Zu Laksa komme ich noch...

Kopi – Kaffee mit gesüßter Kondensmilch

Kopi O – Schwarzer Kaffee mit Zucker

Kopi C – Kaffee mit normaler Milch

Kopi Kosong – Kaffee, schwarz

Kopi Peng – Eiskaffee

Kopi Gau Peng – Eiskaffee, extra stark

Sprachen, die hier sonst noch so gesprochen oder geschrieen werden: Hokkien-Chinesisch, Kantonesisch, Teochew, Hainanese, Mandarin, Tamil, Malay, Hindi, Punjabi… ich werde mich auch bald in das Abenteuer eines Chinesisch-Kurses stürzen.

 August 2, 2012  Posted by on August 2, 2012 ... ate, ... lived 2 Responses »