Sep 172012
 

Selbst gefahren bin ich beileibe nicht. Linksverkehr und die generelle Einstellung zum Straßenverkehr hier halten mich davon ab. Diverse Erlebnisse als Beifahrer, Taxigast, Radfahrer oder Passant bestärken mich darin, mein Glück hier auch nicht zu versuchen.

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Blinken ist ein schonmal ein Kardinalfehler – im Krieg sagt man ja auch nicht an, wohin man marschiert (Zitat eines Kollegen). Die Geschwindigkeit variiert zwischen Schneckentempo und 100 km/h innerstädtisch.

Der Minimumabstand zwischen zwei Fahrzeugen folgt hier anscheinend eher dem buddhistischen Ansatz, dass alles miteinander verbunden ist. Kann man also gleich auf 10 cm auffahren. Wenn man Glück hat, wird einem das buddhistische Konzept dann auch gratis vom Taxifahrer erläutert. Auf einer zwanzigminütigen Fahrt, in gebrochenem Englisch mit schwerem indischen Akzent. Das nennt man dann authentisch, glaube ich. Oder man erfährt von der Phobie des Taxifahrers vor Frauen (was ihn nicht davon abhält, verheiratet und Vater zu sein). Man tauscht sich auch gerne über die Trinkgewohnheiten der Heimatländer aus, besser gesagt: wird vom Fahrer ausgefragt.

Andere reden wieder gar nicht, oder fragen maximal mich nach dem Weg (dass in jedem Taxi ein Satellitennavi vorhanden ist, sei nur am Rande erwähnt). Wobei die Frage nach dem Weg noch besser ist, als einfach drauf los zu fahren und auf den Hinweis, dass das ja die falsche Richtung sei, mit weitschweifigen Erklärungen in einer mir unbekannten Sprache zu antworten.

Taxen winkt man sich am Straßenrand einfach herbei, das klappt auch problemlos, solange nicht Schichtwechsel ist. Dann fahren die Taxen nämlich nur noch in die vom Fahrer gewünschte Richtung und suchen sich die Passagiere danach aus. Der Anfangspreis liegt zwischen drei und fünf Dollar (ab 1,80 €), je nach Ausstattung des Wagens. Umso schicker, umso teurer. Dann gibt es allerdings für alles erdenkliche Zuschläge. Peak-Hour, Nighttime, Weekend, ERP (innerstädtische Maut), Airport und diverse andere unerfindliche Zusatzkosten. Dafür hat man einen fahrenden Eisschrank, der einen irgendwann irgendwohin bringt, wenn der Fahrer Lust hat. Bezahlen kann man aber mit fast allem, Bargeld, Kreditkarte, hiesige ec-Karte, Bahnticket, Taxikarte, Handyrechnung…

Fahrradfahrer genießen Narrenfreiheit, Roller fast genauso. Sicher nicht so schlimm wie in anderen asiatischen Großstädten, aber alles noch spannend genug. Fußgänger sind sowieso Freiwild, wenn sie an anderen Punkten als einer Ampel die Straße überqueren (jetzt erschließt sich mir auch der Nutzen der Über- und Unterführungen). Daß nicht mehr Menschen mit dem permanenten Handy am Ohr unter die Räder kommen, ist mir ein Rätsel. Hat aber sicher was mit der buddhistischen Allverbundenheit zu tun…

 September 17, 2012  Posted by on September 17, 2012 ... lived, ... saw  Add comments

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